Genderneutrale Sprache – Tipps und Strategien für richtiges Gendern
Karoline
Genderneutrale Sprache, gendern, gendergerechtes Schreiben und natürlich der Gender-Stern werden im deutschsprachigen Raum seit einigen Jahren ausführlich diskutiert. Wenn Sie einen Text verfassen, der nicht nur für private Augen bestimmt ist, stehen Sie vor der Entscheidung: gendern, ja oder nein? Dies gilt für akademische Arbeiten genauso wie für firmeninterne Kommunikation und in den Medien veröffentlichte Artikel. Unternehmen haben oftmals einen Stil-Leitfaden, in dem zur genderneutralen Sprache und ihrer Verwendung Angaben enthalten sind. Falls Sie sich in Ihrer Kommunikation für eine genderneutrale Sprache entscheiden und nicht auf einen solchen Leitfaden zurückgreifen können, haben wir im Folgenden Tipps und Strategien zum richtigen Gendern für Sie zusammengestellt:
Die Beidnennung
Bei dieser Strategie werden die maskuline und die feminine Form einer Personenbezeichnung genannt, also z. B. Lehrer und Lehrerinnen oder Politiker und Politikerinnen. Für eine Beidnennung spricht, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen. Allerdings kann die Beidnennung etwas störend wirken, wenn sie zu häufig benutzt wird. Und: Diverse Personen werden nicht angesprochen. Die verkürzte Beidnennung, also z. B. Lehrer/in oder Politiker/in, ist knapper und möglicherweise weniger störend. Allerdings lässt sie sich nur anwenden, wenn die feminine Form nach dem unveränderten Maskulin angehängt werden kann (bei Koch/Köchin also nicht).
Das Binnen-I
Beim Binnen-I wird die weibliche Form statt wie bei der verkürzten Beidnennung nicht mit /in angefügt, sondern durch ein grosses I: LehrerInnen, PolitikerInnen usw. Wie auch bei der verkürzten Beidnennung kann gegen das Binnen-I angeführt werden, dass diverse Personen nicht angesprochen werden, die vermehrte Häufung im Text störend sein kann und es orthografisch nicht vorgesehen ist (d. h. es gibt keine Rechtschreibregeln dazu).
Sonderzeichen
Zu diesen gehören der Gender-Stern, die Gender-Gap, der Gender-Doppelpunkt aber auch das Gender-x: Politiker*in, Politiker_in, Politiker:in, Politikx. Diese Sonderzeichen stehen vor der weiblichen Endung und umfassen alle Geschlechter (ein Vorteil gegenüber den ersten beiden Strategien). Ausgesprochen werden sie mit einem sog. Glottisschlag, also einer kurzen Pause im Wort. Probleme bereiten können diese Sonderzeichen bei sog. Screenreadern, also wenn Text vorgelesen wird. Da diese Sonderzeichen, mit Ausnahme des Gender-Sterns, schon eine orthografische Bedeutung haben, ist die Erkennung durch Screenreader nicht eindeutig. Sie behindern also mitunter die Barrierefreiheit. Auch sind für diese Sonderzeichen keine Regelungen in der deutschen Rechtschreibung vorgesehen. Zudem ergeben sich Probleme, wenn ein Adjektiv hinzugezogen wird.
Substantivierungen
Das substantivierte Partizip I ist häufig eine elegante Lösung für genderneutrale Sprache. Beispiele sind Lehrende, Kochende, Mitarbeitende, Reitende usw. Der Vorteil der Substantivierungen ist, dass sie kurz sind, alle Geschlechter einschliessen und Sonderformen vermeiden. Allerdings ist anzuführen, dass sie nicht immer bedeutungsgleich mit der rein maskulinen oder rein femininen Form sind.
Sachbezeichnungen oder Institutionen
Eine weitere Strategie für genderneutrale Sprache sind die Sachbezeichnungen. Bei diesen werden nicht vordergründig die Personen genannt, sondern eher ihre Position oder der Ort: die Lokalpolitik (statt Lokalpolitiker*in), die Küche (statt Koch/Köchin), die Rezeption (statt Rezeptionist*in) oder das Kollegium (statt Lehrer*innen). Dies ist oftmals eine elegante Lösung und kann einem Text auch Kreativität verleihen. Zu beachten ist nur, dass Sachbezeichnungen einen Text bei zu häufiger Verwendung etwas unpersönlich erscheinen lassen können. Für gewisse Textsorten eignen sie sich aber sehr gut.
Direkte Anrede
Diese Strategie lässt sich in Anweisungen oder Formularen gut umsetzen: Statt «Empfänger hier den Namen eintragen» würde «Tragen Sie bitte hier Ihren Namen ein.» geschrieben werden. Diese Strategie ist sehr persönlich und spricht alle an. Sie ist andererseits nicht in allen Situationen anwendbar.
Umschreibungen und Umformulierungen
Sofern es das Vokabular und das kreative Potenzial einer Sprache zulassen, sind auch Umformulierungen möglich, häufig mit einem Adjektiv. «Kolleg*innen» könnten also «Personen in derselben Abteilung» sein oder «Absolvent*innen» «Personen mit Hochschulabschluss».
Wir hoffen, diese Tipps und Strategien helfen Ihnen, wenn Sie Ihre Texte in genderneutraler Sprache verfassen möchten.
Wenn Sie bereits einen Text verfasst haben und wir ihn auf gendergerechte Sprache prüfen sollen, dann senden Sie ihn einfach zum Lektorat an uns! Wir helfen Ihnen gerne – ob Sie nun einen deutschen oder einen englischen Text lektorieren lassen möchten!
Die Anführungszeichen im Französischen heissen guillemets und werden durch doppelte Winkel, mit Spitze nach aussen, dargestellt. Auf Deutsch nennt man sie typographische oder französische Anführungszeichen. Geläufig ist auch der französische Begriff selbst «Guillemets». Neben den doppelten gibt es auch die einfachen Guillemets, diese werden jedoch seltener verwendet.